Kalifornien: Zwei Atomkraftwerke im Erdbebengebiet

Wie sicher ist die Westküste vor atomaren Katastrophen wie in Japan?
14 Mar 2011
Kalifornien: Zwei Atomkraftwerke im Erdbebengebiet

Angesichts der aktuellen atomaren Notlage in Japan stellt der USA Reporter die Frage: kann eine solche Katatrophe auch die kalifornische Küste heimsuchen? Gibt es dort Atomkraftwerke und wie sicher sind diese?

Ähnlich wie in Japan befindet sich auch Kalifornien auf einer sehr aktiven geologischen Verwerfungslinie, der San Andreas Verwerfung. Hier treffen die Pazifische und die Nordamerikanische Platte aufeinander. Während sich Los Angeles auf der Pazifischen Platte befindet liegt San Francisco auf der Nordamerikanischen. Die Distanz beider Städte verringert sich jedes Jahr durchschnittlich um 6 Zentimeter. Bei schweren Erdbeben können diese Verschiebungen auch 6 Meter (1906) oder sogar bis zu 9 Meter (1857) auf einmal betragen.

Die Diablo Canyon Power Plant bei San Luis Obispo. Foto: wikipedia

An der kalifornischen Westküste der USA werden derzeit zwei Atomkraftwerke betrieben. Beide befinden sich direkt an der Küste und werden mit Meerwasser gekühlt. Die ältere der beiden Anlagen befindet sich in San Onofre, etwa auf halber Strecke zwischen Los Angeles und San Diego. Die beiden Reaktorblöcke wurden 1983 bzw. 1984 in Betrieb genommen und liefern 1.070 / 1.080 Megawatt Strom. Das zweite Kraftwerk Diablo Canyon bei San Luis Obispo besitzt ebenfalls zwei Reaktorblöcke, welche 1985 und 1986 mit 1.073 und 1.087 Megawatt ans Netz gingen.

Der San Onofre Reaktor ist laut Kraftwerksbetreiber mit einer 30 feet hohen Tsunamischutzwand versehen. Wesentlich bedenklicher scheint jedoch der Schutz gegenüber Erdbeben zu sein. Die nahegelegene San Andreas Spalte ist für beide Kraftwerke eine unmittelbare und akute Gefahr, zumal das große Beben, mit dem man alle 70 Jahre rechnet, längst überfällig ist und jederzeit erwartet werden muss. Gil Alexander von Kraftwerksbetreiber Southern California Edison wird im Internet oft zitiert mit der Aussage: "Die Wissenschaft sagt, in fünf Meilen Abstand zum Kraftwerk könne ein Erdbeben der Stärke 6,5 oder 6,6 auftreten. Also entwarfen wir ein Design, das der höchsten Bedrohung standhält. Es ist ausgelegt, einem Beben der Stärke 7,0 standzuhalten." Das letzte große Beben an der San Andreas Spalte 1906 hatte nach neueren Berechnungen eine Stärke von 7,8 (traditioneller Wert: 8,3; die Richter-Skala existierte damals noch nicht). Bedenklich ist auch, dass vor der Küste erst 2008 eine neue Verwerfungslinie entdeckt wurde, die seismologisch noch nicht abschließend untersucht ist.

Die Kraftwerke in Diablo Canyon und San Onofre sind im Gegensatz zu dem durch das Erdbeben und den Tsunami in Japan beschädigten AKW Fukushima Daiichi, welches ein Siedewasserreaktor ist, Druckwasserreaktoren. Dies bedeutet, dass Radioaktivität durch ein Leck nicht durch die dann erhöhte Dampfentwicklung ausweicht, was eine etwas höhere Sicherheit darstellt. Negativ wirkt sich allerdings der vorwiegende Westwind aus (sh. http://www.wrcc.dri.edu/htmlfiles/westwinddir.html#CALIFORNIA), der eventuell austretende Radioaktivität ins Landesinnere trägt.

In zahlreichen Foren im Internet wurden mittlerweile auch in den Vereingten Staaten Diskussionen über die Sicherheit der Kernreaktoren im eigenen Land begonnen. Zumindest was die Errichtung neuer Kernkraftwerke in Kalifornien betrifft ist dies derzeit nicht möglich, da die Bewilligung solange ausgesetzt ist, bis die Frage der Entsorgung der verbrauchten Brennstäbe abschließend geklärt ist. Dieser Klärungsprozess dauert schon über 25 Jahre an.

Quelle: http://www.energy.ca.gov/nuclear/california.html
Quelle: http://lagunaniguel.patch.com/articles/tsunami-advisory-on-for-coastal-southern-california-after-japan-earthquake 11.03.2011
Quelle: http://www.foxnews.com/politics/2011/03/13/earthquake-driven-nuclear-meltdown-america-happen/ 13.03.2011

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