San Francisco: Älteste Straßenbahn Amerikas wird renoviert

Restauration soll vor 100jährigem Jubiläum fertiggestellt sein
15 Apr 2009
San Francisco: Älteste Straßenbahn Amerikas wird renoviert

Die erste Straßenbahn San Franciscos unternahm vor 97 Jahren ihre Jungfernfahrt vor 50.000 Zuschauern mit Bürgermeister "Sunny Jim" Rolph an der Steuerung. Derzeit befindet sich die historische Straßenbahn rostend und zerfallend im Municipal Railway maintenance yard. Aber nicht für lange.

San Franciscos Straßenbahn Nummer 1 wird bald auf einen Sattelschlepper geladen und 2.600 Meilen nach Brookville, Pennsylvania transportiert, wo sie komplett überarbeitet wird. Das Ziel ist, die Bahn zu restaurieren und bis zum hundertjährigen Jubiläum der Muni in 2012 wieder einsatzbereit zu machen. Die Arbeiten sind nicht billig. Durch einen Vertrag wurde vergangene Woche die Brookville Equipment Corp. für einen Preis von 1,9 Millionen Dollar beauftragt - 245 mal mehr als der ursprüngliche Anschaffungspreis. Das Geld ist gut angelegt, meinen Ofizielle der Muni. "Streetcar No. 1 hat historische Bedeutung", sagt Rick Laubscher, Präsident der Market Street Railway, der nichtkommerzielle Partner zum Erhalt der Muni. "Dies ist nicht nur San Franciscos erste öffentliche Straßenbahn, es ist Amerikas erste."

Die gefeierte zweiteilige Straßenbahn, gebaut von W.L. Holman Car Co. aus San Francisco, nahm am 28.12.1912 ihren Dienst auf der nicht mehr betriebenen A-Gery Line auf, die vom Geary Boulevard und der 39th Avenue im Richmond District zu Kearny und Market Street in der Stadtmitte führte. Viele Schaulustige erschienen, um den Bürgermeister bei der Jungfernfahrt zuzuschauen; ein weiterer Meilenstein beim Wiederaufbau der Stadt nach dem verheerenden Erdbeben sechs Jahre zuvor.

Streetcar No. 1 war ein Arbeitstier auf der F-Stockton und C-California Route bis 1951. Bis 1962 wurde es nicht eingesetzt, dann aber renoviert und als Hauptattraktion des 50jährigen Jubiläums der Muni verwendet. Während den nächsten 33 Jahren konnte man die Straßenbahn mieten. Außerdem wurde sie für besondere Anlässe wie dem San Francisco Historic Trolley Festival 1983, bei dem Dianne Feinstein der zweite Bürgermeister wurde, der die Bahn steuerte, verwendet. 1995 schließlich reihte sich Streetcar No. 1 in die Flotte historischer Straßenbahnen ein, die auf der neuen F-Line auf der Market Street fuhren, bevor diese auf den Embarcadero und Fishermans Wharf ausgedehnt wurde. Ein starker Sturm beendete das Comeback der Bahn 2006. Untergebracht unter freiem Himmel auf der Straßenbahnstation an der Geneva und San Jose Avenue drang Wasser in die Wagen und produzierte Kurzschlüsse, so Karl Johnson, Supervisor der Muni-Mechaniker. Der Zerfall beschleunigte sich daraufhin. Die geflochtenen Sitzbezüge zerbrachen, Rost zerfraß das Chassis und die Farbe innen wie außen blätterte ab. Der Elektromotor und die Bremsen sind genauso beschädigt wie die Scheibenwischer oder das Seil der Glocke. Johnson, der sich selbst "the keeper of the cars" nennt, sagte, Streetcar No. 1 wird einer kompletten Überholung unterzogen - von einer frischen Neulackierung im originalen Grau und Rot bis zu mechanischen und elektrischen Arbeiten, damit es wieder Passagiere befördern kann. Bei der Restaurierung wird allerdings auch den zwischenzeitlich höheren Sicherheitsstandards Rechnung getragen. So werden die alten einschichtigen Scheiben durch zweischichtiges Sicherheitsglas ersetzt, schlecht entflammbare Sitzfüllungen ersetzen das ursprüngliche Pferdehaar für die 48 Sitze, der Boden wird mit Gummimatten ausgekleidet um Rutschen und Fallen auch bei Nässe zu verhindern.

Offizielle der Stadt hoffen, dass die Straßenbahn in etwa einem Jahr wieder in San Francisco ist. Sie hoffen, sie dann wieder auf der beliebten F-Line und der geplanten E-Line, einer zweiten historischen Straßenbahnroute entlang des Embarcadero, einsetzen zu können.

Von den 43 Typ A Holman Straßenbahnen, die speziell für San Francisco in den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut wurden, existiert nur noch diese eine. "Es ist ein anfassbares Stück Geschichte, das wir nicht verlieren wollen", so Laubscher.

Quelle: http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?f=/c/a/2009/04/14/BADI170RQ6.DTL&feed=rss.bayarea 14.04.2009

 Reportagen und Reiseberichte zum Thema:


Nächster Artikel Voriger Artikel