Muir Woods: Klimaerwärmung bedroht Redwoods

Lebenswichtiger Nebel im letzten Jahrhundert bereits um 30 Prozent zurückgegangen
10 Feb 2011
Muir Woods: Klimaerwärmung bedroht Redwoods

Tausende Menschen besuchen jedes Jahr das Muir Woods National Monument, um die großartigen Küstenredwoods zu bestaunen. Aber Klimaveränderungen könnten den kühlenden, feuchten Nebel verschwinden lassen, der dafür sorgt, dass die Bäume in solch schwindelerregende Höhe wachsen.

Von diesen Klimaveränderungen sind nicht nur die Muir Woods bedroht. Forscher warnen, dass dieses Phänomen in den kommenden Jahren viele der Naturschätze des Marin County bedroht wenn sich die Wetterverhältnisse ändern.

"Es sind die Bäume in den Muir Woods, es ist die Sorge über einen steigenden Meeresspiegel bei Fort Baker, es sind viele Dinge", sagte Alex Picavet, Sprecher der Golden Gate National Recreation Area, die Teil des National Park Service ist. "Aber es ist kein lokales Problem; es betrifft das ganze Land."

Weg in den Muir  Woods. Foto: Stefan Kremer

Aber gerade in den Muir Woods, wo 500 bis 800 Jahre alte Redwoods mehr als 200 feet in die Höhe ragen und eine ruhige Kulisse für die Besucher bilden, wird es einen großen sichtbaren Effekt haben. Einem neuen Gutachten der nichtkommerziellen National Parks Conservation Association zufolge könnte die Klimaveränderung die Entstehung und das Vorhandensein von Nebel entlang der gesamten Pazifikküste beeinflussen, und das könnte die Redwoods in ihrem Wachstum hemmen.

"Dies ist eine Angelegenheit, die dem Park Service schon lange Sorgen bereitet: wie soll man mit der Nebelgeschichte umgehen?", sagte Neal Desai, teilhabender Direktor der National Parks Conservation Association Pacific Region. "Die Redwoods in den Muir Woods sind die Ikonen und der Nebel ist ihr Lebensblut."

Ein weiteres Gutachten, das sich mit den Auswirkungen auf die State Parks beschäftigt und von der Rocky Mountain Climate Organization in Colorado herausgegeben wurde, kommt zu dem gleichen Ergebnis - und sagt, dass es bereits geschieht.

In den Muir Woods haben die höheren Temperaturen den Küstennebel, aus dem die Redwoods fast die Hälfte ihres Wasserbedarfs decken, um 30 Prozent reduziert. Dies ist die Kernaussage des Gutachtens, das zum Teil von Stephen Saunders erarbeitet wurde, einem früheren Deputy im U.S. Department of the Interior unter Präsident Bill Clinton.

Der Nebel schiebt sich über die Bäume und bietet Feuchtigkeit - Tröpfchenbewässerung -, die es den Redwoods erlaubt, selbst in den trockensten Monaten zu wachsen. Die Äste fangen mit ihren feinen Nadeln die Wasserpartikel des Nebels, der dann kondensiert und auf den Waldboden herabtropft, so dass die Wurzeln das Wasser aufnehmen können.

Küstenredwoods wachsen nur in einem sehr eingeschränkten Bereich von wenigen hundert Meilen Länge in Nordkalifornien, wo ein Zusammenspiel von Standort, Klima und Höhenlage ihren einzigartigen Lebensraum bilden. Der sich durch den Pazifik bildende Nebel und die atmosphärischen Bedingungen halten die Bäume konstant feucht, selbst während der Sommerdürre. Der Nebel im Sommer liefert nach Aussage des Rocky Mountain Report etwa 40 Prozent des jährlichen Wasserbedarfs.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Nebelmenge im vergangenen Jahrhundert um etwa ein Drittel zurückgegangen ist, was sie zu der Annahme bewegt, dass sie glauben, die Bäume hätten künftig Probleme, so hoch zu wachsen wie sie es derzeit noch tun.

Nebel in den Muir  Woods. Foto: Michael Schlebach

Die Durchschnittstemperatur in den Muir Woods könnte gemäß dem Gutachten bis zum Jahr 2070 um 5 Grad Fahrenheit ansteigen und dann Werte haben, wie sie derzeit in San Diego gelten.

"Die ganze Grundlage des Parks sind seine Bäume, und die werden von einem globalen Problem bedroht", sagte Picavet. "Es ist ein schwieriger Fall." Nicht nur Muir Woods wird wärmer. Für die Point Reyes National Seashore wird eine Erwärmung um 6 Grad Fahrenheit erwartet - so viel, wie derzeit in Santa Barbara.

"Was würde passieren wenn die Temperaturen und der Meeresspiegel steigen?" fragt John Dell'Osso, Chief of Interpretation der Seashore. "Werden wir Tierarten und Pflanzen verlieren, von denen 60 ausschließlich bei Point Reyes beheimatet sind und sonst nirgendwo? Werden Strände schlechter zugänglich? Wir wissen es nicht, aber wir können alle etwas dagegen unternehmen. Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen, aber es sind enorme Herausforderungen."

Feuchtgebiete sind ebenfalls bedroht, einschließlich der florareichen Mündungen der Abbotts Lagoon und Drakes Estero, in der viele Seehunde, Wattvögel und bedrohte Lebewesen wie Wanderfalken, Marmelalke und einige Fischarten beheimatet sind.

Ebenso könnten Seehunde felsige Gezeitenzonen verlieren, wo sie ihre Jungen zur Welt bringen, sich mausern und ausruhen. Diese Gebiete sind lebenswichtig für die 7.000 Sehunde der Seashore, die etwa 20 Prozent der Festlandpopulation dieser Spezies im ganzen Bundesstaat ausmacht.

Point Reyes hat eine große Vielfalt an Vögeln mit fast 490 bekannten Spezies - 45 Prozent aller vorkommenden Vogelspezies in Nordamerika. Aber anbetracht der globalen Klimaveränderungen bei Point Reyes wird es höchstwahrscheinlich auch in diesem Bereich Beeinträchtigungen geben.

Neben die ökologischen Auswirkungen wird es auch finanzielle Folgen für die lokale Wirtschaft haben, wenn die Besucher keine Gründe mehr haben, die lokalen Parks zu besuchen. Muir Woods zählt jedes Jahr mehr als 800,000 Besucher erzeugt dadurch fast 1.000 Jobs. Point Reyes hat 2,5 Millionen Besucher, was 1.600 Jobs sichert. Die Golden Gate National Recreation Area schließlich beschäftigt 2.000 Menschen, die von den 365 Millionen Dollar Einnahmen, die die 14,5 Milllionen Besucher erwirtschaften, finanziert werden.

"Um diese ganz besonderen Orte wirklich zu schützen müssen wir Ernst machen bei der Reduktion der treibhausfördernden Emissionen, und wir müssen es jetzt tun", sagt der Forscher Saunders. "Die gute Nachricht ist, dass die Maßnahmen, die das Klima schützen, auch Energie sparen und neue Jobs im Bereich erneuerbarer Energie schaffen."

(Anmerkung der Redaktion: Der Text ist in entscheidenden Abschnitten wörtlich wiedergegeben, obschon sich aus dem Sachverständnis heraus andere Formulierungen ergeben müssten. Da der Küstennebel bereits im vergangenen Jahrhundert um 30 Prozent abnahm kann man die Auswirkungen der Klimaveränderung nicht mit "könnte" bezeichnen sondern muss sie als bereits eingetretene Tatsache darstellen. Immerhin scheint sich aber in den USA langsam auch ein Verständnis für die Notwendigkeit klima- und naturschonenderen Verhaltens zu etablieren.)

Quelle: http://www.marinij.com/marinnews/ci_17297751 05.02.2011

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