San Francisco: Nicht auf das große Beben vorbereitet

30.000 Gebäude würden bei Beben der Stärke 6,9 irreparabel geschädigt
02 Feb 2009
San Francisco: Nicht auf das große Beben vorbereitet

Die Gebäude San Franciscos und seine Infrastruktur sind grundsätzlich nicht darauf vorbereitet, das große Erdbeben zu überstehen, das die Stadt mit Sicherheit innerhalb der nächsten Jahre oder Jahrzehnte treffen wird. Dies geht aus einem Report hervor, den eine lokale Expertenkommission für öffentliche Ordnung herausgegeben hat.

Der Report, der am 03.02.2009 von der San Francisco Planning and Urban Research Association (SPUR) veröffentlicht wird, stützt sich auf eine zwei Jahre dauernde Studie und begutachtet eine weite Spanne an Erdbebenvorsichtsmaßnahmen. Einige dieser Maßnahmen sind überraschend primitiv für eine Stadt mit einer solch ausgeprägten Erdbebenvergangenheit. "Wir leben im Erdbebengebiet, aber wir versuchen, dies aus unserem Gedächtnis zu verdrängen", sagte Gabriel Metcalf, Executive Director von SPUR. "Loma Prieta hat uns womöglich ein falsches Sicherheitsgefühl vermittelt weil tausende von Menschen dabei nicht starben, aber wenn wir ein stärkeres Erdbeben haben sind wir einfach nicht vorbereitet."

Der Report, den der Chronicle bereits am Freitag erhielt, bemerkt, dass die Stadt mehr als 120.000 Gebäude hat, von denen mindestens 90% vor dem Inkrafttreten von modernen Bauverordnungen zur Erdbebensicherheit in den 1970ern errichtet wurden. Etwa 30.000 Gebäude könnten bei einem Erdbeben der Stärke 6,9, wie sie das Loma Prieta Beben hatte, so sehr beschädigt werden, dass sie nicht mehr repariert werden können. Wissenschaftler gehen jedoch bei dem nächsten starken Beben von einer Stärke von mindestens 7,2 aus. Der Report beschreibt die erschreckenden Verhältnisse, die die Stadt erwartet wenn sie sich nicht stärker auf das Beben vorbereitet.

"Die Schäden haben eskalierende Folgen für San Francisco. Menschen werden obdachlos, der Wiederaufbau wird durch die beschädigte Infrastruktur gelähmt. Noch Jahre später wird San Francisco sich nicht erholt haben und seinen Status als Zentrum der Region verlieren."

Die SPUR-Studie folgt einer kürzlich erschienenen Veröffentlichung des Department of Building Inspection von San Francisco. Diese Studie zeigt auf, dass San Francisco 1,5 Milliarden Dollar Schaden und die nötige Umsiedlung von zehntausenden Einwohnern verhindern könnte, wenn lediglich die Besitzer von 2.800 der schwächsten Wohnhäuser - bekannt als soft-story buildings - zum Nachrüsten gezwungen würden. Die großen, auf Holzrahmen gestützten Konstruktionen machen nur rund 10% der Bausubstanz der städtischen Wohnhäuser, die als unsicher gelten, aus. Aber sie gelten als die anfälligsten für schwere Erdbeben.

Weitere gefährliche Gebäudetypen und Strategien zur Gebäudesanierung werden von der Stadt in den kommenden Monaten ausgearbeitet, weitere Reports werden erwartet. Die Studien sind ein erstes Bestreben, die Stabilität, Sicherheit und ökonomischen Risiken, die von den städtischen Gebäuden bei einem großen Erdbeben ausgehen, zu verstehen.

Ein Bericht des Chronicle im vergangenen Juni stellte bereits die fehlende Strategie der Stadt zum Umgang mit den soft-story buildings heraus, deren Gefahr seit Jahrzehnten bekannt sei. Damals sagte Bürgermeister Gavin Newsom, er hielt es nicht für notwendig, die Hausbesitzer dazu zu zwingen, ihre Gebäude stärker nachzurüsten als die Bewohner anderer Städte der Bay Area dies tun müssten. Letzten Monat sagte Newsom, er würde diese Einstellung überdenken, nachdem er mehr Informationen erhalten habe. Der Sprecher von Newsom, Joe Arellano, war am Freitag zu keiner Stellungnahme zum SPUR Report bereit.

Der Report gewährt einen detaillierteren Blick als frühere Analysen des Building Departments. "Wir wollten zurückschauen und uns fragen, wie wir verhindern können, ein zweites New Orleans zu werden, von dem wir uns nicht erholen können", sagte Chris Poland, ein Structural Engineer, der die SPUR Studie anführte. Die wichtigste Erkenntnis der SPUR Studie sei, dass Wohngebäude einem Erdbeben so standhalten können müssen, dass sie 24 Stunden nach einem Beben wieder bewohnbar sind und dass Ortsteile innerhalb von 30 bis 60 Tagen wieder im normalen Alltag angelangt sind, so Poland. "Wir haben von New Orleans gelernt, dass Menschen die Stadt verlassen mussten. Es muss möglich sein, die Menschen in ihre Häuser zurückzuführen, damit sie ihre Arbeit wieder aufnehmen und die Stadt wieder aufbauen können." Poland sagt, die Stadt habe keinen klaren derartigen Zeitplan in ihren Notfallplänen.

Eine Kopie des SPUR Reports kann ab dem 03.02.2009 unter http://www.spur.org bezogen werden.

Quelle: http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?f=/c/a/2009/02/01/BA4515KHMN.DTL&feed=rss.bayarea 02.02.2009

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